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Regulatorik & Politik
Erfahrungsberichte
2025-01-29  |  Sina Kaye Lockley

Meta-Analyse: Die Zahlen zum Manifest für einen Kurswechsel in der Klimapolitik für den Gebäudesektor

Zahlen aus 32 Kundenportfolien & 230.000 Wohneinheiten

Können sich die theoretischen Empfehlungen aus dem Praxispfad zur Emissionsreduktion tatsächlich in der Praxis bewähren? Diese Frage beantwortet das Paper "Meta-Analyse: Die Zahlen zum Manifest für einen Kurswechsel in der Klimapolitik für den Gebäudesektor des GdW" von dem Sie einen Ausschnitt im folgenden Blog finden.

Das “Manifest für einen Kurswechsel in der Klimapolitik für den Gebäudesektor”, veröffentlicht vom GdW Bundesverband Wohnungswirtschaft, fordert, den Weg zur klimaneutralen Wärmeversorgung durch die Abkehr von Energieeffizienz- hin zu kosteneffizienten Maßnahmen der CO₂-Emissionsminderung zu beschleunigen. Die Experten schlagen einen "Praxispfad zur Emissionsreduktion" vor, der die notwendigen Investitionen von bisher geschätzten 5.000 Milliarden Euro auf etwa 1.900 Milliarden Euro bis 2045 reduzieren soll und auf vier Empfehlungen beruht.  

Aber haben die Empfehlungen auch in der Praxis Hand und Fuß? Wir haben nachgerechnet! Unsere Auswertungen umfassen 32 Kundenportfolien mit ca. 230 Tsd. Wohneinheiten (durchschnittliche Portfoliogröße von 7.000 WE), verteilt über gesamt Deutschland, mit einem Schwerpunkt in den westdeutschen Bundesländern und insbesondere NRW.

Die Hälfte der berechneten Auswertungen bzw. zwei von vier Punkten finden Sie in diesem Blogartikel. Das vollständige Paper mit allen vier Punkten und unseren Empfehlungen können Sie sich hier herunterladen.

#1 Weg von Energieeffizienz- hin zu kosteneffizienten Emissionsminderungs-Maßnahmen

Als ersten Punkt empfiehlt das Manifest die Abkehr vom Fokus auf Energieeffizienz, hin zu kosteneffizienten Emissionsminderungs-Maßnahmen. Es ist nämlich so: Gebäude von EH100 auf den geförderten EH55 Standard umzurüsten ist teuer, bringt aber kaum Vorteile bei der CO₂-Einsparung durch den Einsatz von Wärmepumpen. Der EH-Standard legt seinen Schwerpunkt auf die Gebäudehülle, um Wärmeverluste zu minimieren. Allerdings wird die Anlagentechnik weniger stark berücksichtigt. Diese Technik hat jedoch oft einen viel größeren Einfluss auf den CO₂-Ausstoß. Und das beweisen die Zahlen aus unserer Stichprobe.

Grundlegend kann bei 85% aller Modernisierungen mit Wärmepumpe auf eine Vollsanierung der Gebäudehülle verzichtet werden. Nur bei 15% wird eine Vollsanierung der Gebäudehülle empfohlen, um einen effizienten Wärmepumpenbetrieb sicherzustellen oder eine Wärmepumpe überhaupt einsatzfähig zu machen.

Auf die Wohnfläche heruntergebrochen, bedeutet das eine durchschnittliche CO2-Einsparung von ca. 9 kg/m2 über alle Modernisierungskonzepte ohne Hüllensanierungsmaßnahmen hinweg. Demgegenüber erreichen die Konzepte mit Hüllensanierung rund 12 kg/m2 Wohnfläche an CO2-Einsparungen. Also nur 3 kg/m2 mehr CO2-Einsparungen im Schnitt durch eine kostspielige und zeitaufwändige Hüllensanierung.

Im Vergleich fallen dafür 66 €/m2 Fördergelder für die Projekte ohne Hüllensanierung an, während ca. 312 €/m2 Förderungen für Projekte mit Hüllensanierung aufgewendet werden. Dementsprechend kostet das eingesparte kg CO2 ohne Hüllensanierung den Steuerzahler, ca. 8 €/kg CO2 wohingegen mit Hüllensanierung, ca. 26 €/kg CO2 an Fördergeldern eingesetzt werden müssen.

Die Theorie in Zahlen aus der Praxis:

Ohne Gebäudehüllensanierung:

  • 85% der Modernisierungen mit Wärmepumpe erfordern keine vollständige Sanierung der Gebäudehülle.
  • Durchschnittliche CO2-Einsparung: ca. 9 kg CO2 pro m² Wohnfläche.
  • Fördergelder: Ca. 66 €/m² werden für Projekte ohne Hüllensanierung bereitgestellt.
  • Kosten pro eingespartem kg CO2: Etwa 8 €/kg CO2 an Fördergeldern für jedes eingesparte Kilogramm CO2.

Mit Gebäudehüllensanierung:

  • 15% der Projekte erfordern eine vollständige Sanierung der Gebäudehülle, um einen effizienten Wärmepumpenbetrieb zu gewährleisten.
  • Durchschnittliche CO2-Einsparung: 12 kg CO2 pro m² Wohnfläche.
  • Fördergelder: Ca. 312 €/m² werden für Projekte mit Hüllensanierung bereitgestellt.
  • Kosten pro eingespartem kg CO2: Ca. 26 €/kg CO2 an Fördergeldern für jedes eingesparte Kilogramm CO2.

Das bedeutet unterm Strich wäre jeder Euro, der an Fördergeldern eingesetzt wird, effektiver in Projekte allokiert, die auf eine vollständige Hüllensanierung verzichten. Genau wie der “Praxispfad zur Emissionsreduktion” der Wissenschaftler empfiehlt.

#2 “Flottenansatz” anstatt Einzelgebäude

Eine weitere Empfehlung des Manifestes ist der Fokus auf den “Flottenansatz”. Anstatt Einzelgebäude für die Dekarbonisierung in Betracht zu ziehen, muss im Portfolio gedacht werden, also für die gesamte “Immobilien Flotte”. Der Flottenansatz soll helfen, Synergien aufzudecken und durch den ganzheitlichen Blick auf Ausgaben und Maßnahmen notwendige Optimierungspotentiale zu erschließen. Schauen wir uns die Zahlen auch hierzu an.

Die Theorie in Zahlen aus der Praxis:

In unserer Analyse zeigt sich, dass die meisten Portfolios mit wenigen, gezielten Energiekonzepten dekarbonisiert werden können. Besonders Luft/Wasser-Wärmepumpen (ohne eine vollständige Sanierung der Gebäudehülle) sind in über 40% der Fälle die wirtschaftlichste Lösung zur Dekarbonisierung.

Kostenersparnis bei größeren Bestellungen

Der Preis für Wärmepumpen sinkt, wenn Sie mehr als eine auf einmal kaufen. Wenn Sie genau wissen, welche Modernisierungskonzepte in den kommenden Jahren auf Ihre Gebäude im Portfolio zukommen, können Sie auch den zukünftigen Bedarf an Wärmepumpen präzise kalkulieren. Dabei ist es deutlich günstiger, mehrere Wärmepumpen auf einmal zu bestellen, anstatt nur einzelne – durch größere Bestellmengen sinkt der Stückpreis erheblich. Außerdem können Sie die Planungskosten durch die Auftragsbündelung deutlich reduzieren.

Photovoltaikanlagen

Ein ähnlicher Effekt tritt bei Photovoltaikanlagen (PV-Anlagen) auf. Normalerweise kosten PV-Anlagen etwa 1.300 €/kWp. Wenn Sie jedoch größere Mengen an PV-Anlagen im Megawatt-Bereich (MWp) bestellen, können Sie die Anschaffungskosten um bis zu 30% senken.

Die Auswertungen interessieren Sie? Dann laden Sie sich gerne kostenlos die nächsten beiden Punkte hier herunter ⤵️

Zum vollständigen Paper