Klimaschutz ist in aller Munde und in diesem Zusammenhang gibt es zahlreiche neue Begriffe und Trends, mit denen sich Wohnungsunternehmen beschäftigen können und manchmal auch müssen. Einer dieser Begriffe sind die CO2-Vermeidungskosten. Die CO2-Vermeidungskosten werden immer wieder als Faktor für die Klimastrategie diskutiert, oftmals als gegenteiliges Konzept zu “Worst-First”. Aber was steckt hinter dem Begriff?
Die Definition von CO2-Vermeidungskosten
Laut dem Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie definieren sich CO2-Vermeidungskosten als diejenigen Kosten, die ausgehend von einem statischen oder dynamischen Bezugssystem oder Referenzzeitpunkt zur Reduktion einer bestimmten Kohlendioxidmenge aufgewendet werden müssen.
Diese Definition ist jetzt allerdings für die Wohnungswirtschaft noch wenig aussagekräftig und wenn wir ehrlich sind, wenig verständlich. Die Arbeitsgemeinschaft für sparsamen und umweltfreundlichen Energieverbrauch, ASUE, hat schon eine bessere Definition. In ihrem E-Paper zum Thema CO2-Vermeidung definieren Sie CO2-Vermeidungskosten als Instrument zur Beurteilung von Klimaschutzmaßnahmen. Und genau hier liegt der Knackpunkt.
Die CO2-Vermeidungskosten sind die Kosten, die entstehen, wenn neue Technologien zur Vermeidung oder Verringerung des CO2-Ausstoßes einzusetzen. Die ASUE erklärt weiter: Wird eine Technologie durch eine emissionsärmere ersetzt, fallen dabei in der Regel Mehrkosten in Form von Investitions-und Betriebskosten an. Ersetzen Sie also Ihren Heizkessel durch eine Wärmepumpe steht ein Invest dahinter. Diese Kosten lassen sich ins Verhältnis zur Menge der eingesparten Treibhausgasemissionen setzen, wodurch sich ein Kosten-Nutzen-Verhältnis ergibt. Somit lassen sich verschiedene Technologien miteinander vergleichen und es kann diejenige Technologie ermittelt werden, die Treibhausgase am wirtschaftlichsten einsparen lässt.
Im Falle Ihrer Klimastrategie können Sie also mit Hilfe der CO2-Vermeidungskosten vergleichen, welche neuen Technologien Ihnen helfen, am meisten CO2 bei am wenigsten Invest einzusparen.
Im Detail können CO2-Vermeidungskosten außerdem unterteilt werden in negative CO2-Vermeidungskosten und positive CO2-Vermeidungskosten. Die negativen CO2-Vermeidungskosten sind dabei der positive Fall, da hier die Kosten für die Maßnahme geringer sind als die Einsparung der CO2-Emissionen. Der Einsatz der neuen Technologie spart also viele CO2-Emissionen im Verhältnis zu geringen Kosten. Bei positiven CO2-Maßnahmen ist das andersherum: Die Kosten für die Umsetzung der Maßnahme sind sehr hoch und die CO2-Einsparung vergleichsweise niedrig. Das ist zum Beispiel bei der Dämm-Maßnahmen an Häusern zur CO2-Einsaprung der Fall.
So werden CO2-Vermeidungskosten berechnet
Wie CO2-Vermeidungskosten grob berechnet werden, haben wie gerade bereits erwähnt. Im Detail berechnen sich die Kosten, wenn man den Nettobarwert durch die vermiedenen CO2-Emissionen teilt. Konkret für die Berechnung in einer Klimastrategie fallen unter den Nettowert die Investitions-und Betriebskosten für die Anschaffung der neuen Technologie. Also beispielsweise die Kosten für die Anschaffung, Installation und den Betrieb von Wärmepumpen und PV-Anlagen über die nächsten 20 Jahre oder bis zum Ende Ihrer Klimastrategie.
Dieser Invest wird dann geteilt durch die vermiedenen CO2-Emissionen. Dabei handelt es sich um die vermiedenen CO2-Emissionen im Vergleich zu der vorherigen Technologie über die nächsten 20 Jahre. Also wie viel Emissionen können mit der Wärmepumpe im Vergleich zum Heißkessel über die nächsten Jahre gespart werden.
Deshalb sind CO2-Vermeidungskosten so wichtig für die Wohnungswirtschaft
Um zu verstehen, warum CO2-Vermeidungskosten so entscheidend für die Wohnungswirtschaft sind, lohnt es sich einen Blick auf den Status Quo zu werfen. Viele Klimastrategien der letzten Jahre waren darauf fokussiert, die Gebäude mit der schlechtesten Effizienz-Performance zuerst zu sanieren. Also Sanierung nach dem Worst-First Prinzip.
Worst-First beschreibt den Ansatz, die Gebäude mit der schlechtesten Effizienz-Performance mit höchster Priorität zu sanieren und leitet sich von dem englischen Begriff „worst performing buildings“, zu deutsch „Gebäude mit der schlechtesten Leistung”, ab. Der Vorteil dieser Vorgehensweise ist, dass die größten CO2-Schleudern zuerst behoben werden. 2023 schlug der Zentrale Immobilien Ausschuss (ZIA) sogar vor, den Worst-first-Ansatz der europäischen Gebäudeeffizienzrichtlinie (EPBD) auf die EU-Taxonomie zu übertragen.
In der Praxis würde das aber bedeuten, dass Wohnungsunternehmen Gebäude mit den Effizienzklassen G und H zuerst angehen und zum Beispiel Dämmungen vornehmen, um den Energieverbrauch zu senken. Das sind Projekte, die schnell sehr teuer sind, es werden also Gelder und Mittel für uneffektive oder sehr teure Maßnahmen verwendet. Der Rattenschwanz ist dann außerdem, dass das Geld bei späteren Sanierungen oder anderen Projekten fehlt. Ein wichtiger Faktor bedenkt man, dass die Klimastrategie über 20 Jahre gedacht werden sollte. Unterm Strich ist Worst-First also nicht immer der wirtschaftlichste Ansatz.
Hier kommt die Priorisierung nach CO2-Vermeidungskosten ins Spiel. Werden die CO2-Vermeidungskosten als Instrument zur Beurteilung von Klimaschutzmaßnahmen verwendet, stehen in der Klimastrategie die Gebäude zuerst im Sanierungsfahrplan, die die größten CO2-Einsparungen bei geringstem Invest versprechen. Unterm Strich steht also eine Reihenfolge für die Sanierungen, die besonders effektiv CO2 vermeidet und dabei die Bewirtschaftungskonzepte für die Gebäude im Portfolio mit im Blick hat. Das ist gut für die unmittelbaren Klimaschutzerfolge als auch für die langfristige Finanzplanung der Wohnungswirtschaft.