Für die Energiewende ist intelligente Software einer der Schlüssel. Die Immobilienbranche hat dabei besonderes Potenzial. Denn schon heute kann es gelingen, durch die smarte Steuerung von Energieströmen und automatisierten Prozessen massive Kostensenkungen und CO₂-Einsparungen zu erreichen und gleichzeitig den Autarkiegrad von Gebäuden signifikant zu beschleunigen. Der neueste Entwurf des Bundeswirtschaftsministeriums für ein „Gesetz zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende“ gibt hierbei Anlass zur Hoffnung. Offenbar wurden die Potenziale digitaler Lösungen in Berlin erkannt und sollen entsprechende Förderung erfahren. Was nun zu tun ist.
Was sieht das geplante Gesetz vor? Im Wesentlichen geht es darum, dass der Smart-Meter-Rollout entbürokratisiert wird. Rechts- und Planungssicherheit sollen dabei gestärkt und Kosten gerechter verteilt werden. Unter anderem ist vorgesehen, dass jeder Stromlieferant auch flexible Tarife anbieten muss.
Dahinter steht eine entscheidende Erkenntnis: Der Ausbau der erneuerbaren Energien, das Wachstum der Elektromobilität und bei Wärmepumpen machen eine beschleunigte Digitalisierung erforderlich. Die entstehenden Potenziale der Flexibilisierung von Stromtarifen könnte die Anlagenbetreiber incentivieren, wenn sie den Verbrauch an die Kapazitäten des Netzes anpassen.
Das Gesetzt ist ein wichtiger Schritt für die klimaneutrale Energieversorgung
Laut Medienberichten sei es die Zielsetzung, bis 2030 die erforderliche digitale Infrastruktur für ein weitgehend klimaneutrales Energiesystem zu schaffen. Damit ließen sich erneuerbare Erzeugungsanlagen und Verbrauchseinrichtungen zügig und sicher in das Energiesystem integrieren. Für die wirtschaftliche und gleichzeitig klimaneutrale Energieversorgung wäre das ein wichtiger Schritt. So könnten aus vielen kleinen margensensiblen Teillösungen, wie Mieterstrom, Eigenverbrauchsmaximierung und Flexibilitätsvermarktung, ein sehr attraktiver Gesamt-Business-Case werden.
Das Potenzial der Digitalisierung bei der Energieversorgung besteht für die Immobilieneigentümer vor allem darin, den Energieverbrauch ihrer Gebäude bzw. Quartiere intelligent steuern zu können. Damit sie jedoch die hierfür erforderlichen technologischen Maßnahmen vorantreiben, muss durch flexible Stromtarife ein Anreiz entstehen, z. B. durch die Möglichkeit zur Vermarktung verfügbarer Flexibilitäten ihrer Wärmepumpe oder eines Batteriespeichers.
Was heißt das konkret? Ein Beispiel: Wenn Strom an einem Freitagabend knapp ist und deshalb höhere Preis drohen, kann der Quartiersbetreiber darauf reagieren. Etwa, indem er seine Wärmepumpe schon mittags auf vollen Touren laufen lässt und die erzeugte Wärme im Pufferspeicher speichert. Dann muss er am Freitagabend kaum noch teuren Strom beziehen. Heißt: Durch die digitale Infrastruktur kann der Quartiersbetreiber automatisiert bei bestimmten Preissignalen seine elektrischen Verbraucher laufen lassen oder stoppen. Der Immobilieneigentümer kann seine Flexibilität also „verkaufen“ und spart damit bares Geld, von dem auch der Mieter profitiert – eine klassische Win-Win-Situation. Durch den Einsatz von Batterien kann das sogar noch zusätzlich optimiert werden. Gleiches gilt, als anderes Beispiel, für negative Strompreise im Markt aufgrund eines Windenergieüberschusses in der Nordsee, bei denen eine Abnahme und Speicherung im Batteriespeicher oder den Autos der Mieter möglich ist und somit sogar ein Zusatzerlös entsteht.
Intelligentes Energiemanagement kann bestehende Potenziale schöpfen
Technisch ist das heute alles schon möglich. Die Politik ist daher nun gefordert, die Umstellung zu akzeptablen Kosten für die Endkunden zu garantieren und bei der Regulatorik entsprechend nachzuziehen.
Immobilieneigentümer haben nach der Digitalisierung der Infrastruktur ihrer Liegenschaften also alle Mittel in der Hand. Sie können damit deren Modernisierung voranbringen, Energieströme intelligent verteilen und eigene Energie durch neue Geschäftsmodelle gewinnbringend und gleichzeitig zu einem fairen Preis, also sozialverträglich, verkaufen. Auch hier wieder eine klassische Win-Win-Situation. Sie können zudem die Energie lokal erzeugen, stärker auf Batterie- und Wärmespeicher setzen und flexible Lasten managen, die beispielsweise durch Wärmepumpen oder die Einbindung von Elektroautos entstehen.
Die damit verbunden Potenziale können insbesondere dann ausgeschöpft werden, wenn sie mit einer intelligenten, selbstlernenden Energiemanagement-Software gesteuert und alle Erzeugungs- und Verbrauchseinheiten sektorenübergreifend betrachtet werden. Dabei müssen Strom, Wärme und Mobilität intelligent integriert werden.
Die Politik geht mit dem geplanten Gesetz einen großen Schritt nach vorne, um erneuerbare Energien wirtschaftlich tragfähig zu machen. Das ist eine gute Nachricht.