Die öffentliche Diskussion rund um das Gebäudeenergiegesetz erweckt seit Monaten den Eindruck, die Wärmewende würde große Teile der deutschen Bevölkerung völlig überlasten und sei unzumutbar. Im Mittelpunkt der Auseinandersetzung: die Wärmepumpe. Fakt ist: Viele Kosten werden nicht ganzheitlich und langfristig betrachtet, positive Wirkungen unterschätzt, mitunter werden auch Mythen verbreitet. Wir brauchen wieder mehr Sachlichkeit sowie eine faktenbasierte und weniger emotionale Diskussion.
Die Frage, wie die Wärmewende bezahlt werden soll, muss natürlich gestellt werden. Klar ist auch, dass kein Eigentümer unverhältnismäßig belastet werden darf. Es braucht eine faire Kostenaufteilung. Weder die entstehenden Kosten noch die konkreten Regelungen des GEG scheinen im Bewusstsein vieler Kritiker zu sein – bzw. werden bewusst falsch oder einseitig dargestellt.
Das GEG schreibt Austausch- und Nachrüstverpflichtungen für alle Mehrfamilienhäuser vor, unabhängig von einer geplanten Sanierung. Dies betrifft beispielsweise bei Bestandsimmobilien Öl- und Gas-Heizkessel, die älter als 30 Jahre sind und eine übliche Größe haben. Brennwert- und Niedertemperatur-Kessel sind von der Austauschpflicht nicht betroffen. Bei der Neuinstallation einer Heizungsanlage beträgt der aktuelle Nutzungszeitraum etwa 20 bis 30 Jahre. Umso wichtiger ist es, diese Gesamtnutzungsdauer in die Investitionsentscheidung miteinzubeziehen.
Lassen Sie uns beispielhaft ein Quartier mit 60 Wohneinheiten betrachten: Die Kosten für eine neu eingebaute Wärmepumpe belaufen sich dort auf rund 100.000 Euro. Für eine neue Gasheizung würden 22.000 Euro fällig. Der Betrieb der Wärmepumpe verspricht einen Erlös von ca. 190.000 Euro pro Jahr - durch den Verkauf der vor Ort erzeugten Wärme - basierend auf einer lokalen PV-Strom-Erzeugung.
Die Wärmewende braucht eine ganzheitliche Betrachtung
Betrachtet man bei einem Wohnprojekt dieser Größe die Gesamtinvestitionen, die Betriebskosten und die Erlösseite über die Gesamtnutzungsdauer, eröffnet sich erst ein ganzheitliches Bild. Die Gesamtausgaben – sowohl Investitions- als auch Betriebskosten – für den Betrieb des Objekts mit einer Wärmepumpe entsprechen etwa 2,5 Millionen Euro. Über eine 20-jährige Laufzeit kann aufgrund intelligenten Energiemanagements und der Integration neuer Geschäftsmodelle (z.B. Mieter- und Ladestrom) ein Nettobarwert von 1,3 Millionen Euro erzielt werden: Dabei ist die Betriebskostenersparnis beim Betrieb einer neuen Wärmepumpe gegenüber dem Betrieb einer Gasheizung zu berücksichtigen. Gleichzeitig sind neue Erlösquellen in die Betrachtung zu integrieren, denn Mieterstrommodelle und ein Ladestromangebot für Elektromobilität eröffnen Möglichkeiten für eine sinnvolle Refinanzierung. Die Amortisation lässt sich bei einer ganzheitlichen Betrachtung des Energiekonzepts nach 15 Jahren erreichen. Diese Potenziale werden vielfach unterschätzt bzw. gänzlich vernachlässigt. Klimaschutz, günstige und stabile Energiekosten für die Mieter, als auch ein erträgliches Businessmodell für die Vermieter gehen dabei Hand in Hand.
Grundsätzlich gilt: Die Kosten für fossile Energien werden steigen – allein schon aufgrund der CO₂-Steuer. So liegen die Emissionen einer Gasheizung in oben erwähntem Wohnquartier, dieses verbraucht etwa 300.000 kWh pro Jahr, bei rund 114 Tonnen CO2. Beim Betrieb einer Wärmepumpe reduziert sich der jährliche Ausstoß auf 13 Tonnen CO2.
Sektorenkopplung und neue Geschäftsmodelle sind der Schlüssel
Gerade bei Immobilienunternehmen, die Tausende von Wohneinheiten verwalten, ist das Einsparpotenzial durch eine klimaneutrale Bestandssanierung hoch. Der Schlüssel liegt in der Sektorenkopplung und der Umsetzung neuer Geschäftsmodelle. Durch die Versorgung einer Wärmepumpe mit PV-Strom lassen sich zusätzliche Betriebskostenvorteile erreichen, denn bezahlbarer CO₂-neutraler Strom wird direkt im Objekt bereitgestellt. Die CO₂-Kosten bleiben aufgrund des verringerten CO₂-Ausstoßes niedrig.
Außerdem ist damit zu rechnen, dass die Preise von Wärmepumpen in den nächsten Jahren signifikant sinken werden. Immer mehr Unternehmen fahren ihre Produktionen hoch oder steigen in das Geschäft ein. Dadurch bedingte Skaleneffekte werden die Preise drücken. Dazu kommt: Immobilien mit Wärmepumpe haben heute schon aus den genannten Gründen einen weitaus höheren Marktwert. Eine Studie von Immocom geht von bis zu 17 Prozent aus.
Wir sollten also die Wärmewende nicht nach und nach zerreden, sondern sie anpacken, sozial ausgestalten und für deren Notwendigkeit und grundsätzliche Sinnhaftigkeit einstehen – bei aller, oft auch sachlich begründeten, Kritik.